Verantwortung für das eigene Lernen
Menschen sind komplexe Systeme. Lernen findet in jedem Menschen individuell statt. Deshalb spricht man heute oft von individualisiertem oder personalisiertem Lernen. Wenn ich als Lehrkraft Inhalte vermittle, ist mir klar, dass jeder Lernende seine eigene Konstruktion des Unterrichtsinhalts machen muss, um ihn zu verstehen. Und wenn Lernende individuell lernen können, allein oder in Gruppen und sie in Präsentationen und Notenarbeiten positive Rückmeldungen erhalten, sind sie motiviert und freuen sich über ihre Lernfortschritte. Deshalb macht es Sinn, wenn Lernen möglichst selbstorganisiert geschehen kann. Diese Art von Lernen heisst für die Lernenden auch, vermehrt selbst Verantwortung für ihr Lernen zu übernehmen. Die Lernenden schätzen die persönlichen Lerncoaching-Gespräche, die persönliche Begleitung beim Lernen. Die regelmässigen Gespräche sind ein wichtiger Teil meines Unterrichts in den letzten Jahren geworden.
Ressourcen, Kompetenzen, Reflektion
Eine der vier Säulen des pädagogischen Konzepts von Lehre + Sport | Musik des bwd KBS Bern ist das Portfolio. Was heisst das für mich als Lehrkraft? Und für meine Lernenden? Wie gelingt es mir als Lehrkraft und Lerncoach, die Lernenden für diese Säule zu motivieren, damit sie einen Mehrwert für das persönliche Lernen sehen? 1. Ressourcen sammeln, 2. Kompetenzen dokumentieren, 3. über das Lernen im Prozessjournal reflektieren. Andreas Sägesser, Dozent in Zürich, hat uns Lehrkräften an der Klausur 2018 empfohlen, Portfolios mit diesen drei Registern zu führen. Ich empfehle den Lernenden also ihre Stärken/Ressourcen, Kompetenzen und das Nachdenken über Lernfortschritte (auch über Lernschwierigkeiten) im Prozessjournal festzuhalten. Im Coachinggespräch im Lernstudio oder auch im Fachunterricht erhalten sie dann ein Feedback über ihre Portfolioeinträge.
Keine Frage: Lebenslänglich
«Lebenslang lernen und bereit sein, mich stetig weiterzuentwickeln, Neues lernen und umsetzen.» Das finde ist seit meiner Jugendzeit spannend. Mich weiterbilden: im Austausch mit Kolleg*innen, mit Büchern, an Tagungen oder in längeren Aus- und Weiterbildungen und gerne auch ab und zu auf Reisen. Ich schreibe dann jeweils auf, was für mich wichtig ist. Seit kurzem schreibe ich meine Notizen online in mein Portfolio. So kann ich jederzeit darauf zurückgreifen, Einträge ergänzen und vernetzen.
«Laut denken»
Und wie ist es, wenn ich Gedanken übers Lernen usw. als Blog schreibe, den im Internet dann alle lesen können? Was macht es mit mir, wenn ich meine Gedanken übers Lernen und Unterrichten nun veröffentliche? Ist es wie «laut denken»? Will ich das? Und wer liest meine Texte überhaupt? Wissen tue ich es erst, wenn ich es umsetze. Vielleicht kann dies auch hilfreich sein für die Gespräche mit den Lernenden.
Nach dem Motto «better done than perfect» stelle ich meinen ersten Blog nun online. Blog oder Portfolio? Ich bin der Meinung, es braucht durchaus Blog UND Portfolio, jedes zu seiner Zeit.
Bild: Autorin: Engadin, Sicht vom Corvatsch, 09-2019